• OHNE TITEL, 1993/2018, 1.200,00 €

Gerwald Rockenschaub

OHNE TITEL, 1993/2018

  • FD32662
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Zuerst aufgelegt im Rahmen der Ausstellung Backstage, 1993 in einer Auflage von 30, mit Wiederauflage zum Abriss des City-Hof in Hamburg 2018.

Gerwald Rockenschaub bezieht sich mit der Edition Ohne Titel, 1993 auf seine Installation in der Ausstellung Backstage, die 1993 von Stephan Schmidt-Wulffen zur Neueröffnung des Kunstvereins in den Räumen am Klosterwall initiiert wurde. Die Situation der Gegenwartskunst, die Rolle des Künstlers/der Künstlerin und der Kunstvermittlung wurden in dieser Ausstellung einer Überprüfung unterzogen und zur Diskussion gestellt. Es ging aber auch darum, die neuen Räume kennenzulernen. Rockenschaub baute daraufhin ein Stufenelement in den Ausstellungsraum, der es dem Besucher ermöglichte, nach draußen und auf die vier Türme des City-Hof zu schauen. Diese Stufenwand wurde ermöglicht durch das Setzen einer Wand. Zwischen der Wand und der Fensterfront, die normalerweise zu hoch liegt, führten Treppenstufen hinauf, die es ermöglichten, auch den Kontext des Kunstvereins zu erfahren. Der Kontext besteht aus der Haupteinfahrtsstraße in die Stadt Hamburg und dem historisch signifikanten Bau des City-Hof, der, 1958 von Rudolf Klophaus errichtet, eines der wenigen Beispiele für die internationale Nachkriegsmoderne in Hamburg darstellt. Gerwald Rockenschaub ging es in diesem Projekt um die räumliche und institutionelle Situation, die vom Betrachter durch Verschiebung erfahrbar gemacht werden sollte. Die Edition selbst verweist durch die sich durchdringenden Gitterstrukturen metaphorisch auf gesellschaftliche Prinzipien, die jegliche Formen von Gemeinschaft strukturieren.

Diese historische Edition erfährt durch den in Kürze stattfindenden Abriss des City-Hofs an Aktualität und gewinnt neben ihrer bereits inhärenten Absicht an zusätzlicher Aussagekraft. Das denkmalgeschützte Ensemble, das in den 1970er Jahren durch Hinzufügung von Eternitplatten in seiner Erscheinung (nicht irreversibel) zerstört wurde, gilt bis heute als besonders markantes Zeugnis der Nachkriegsmoderne in der Architektur und gibt Einblick in den Aufbruch nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Idee, dem City-Hof seine alte, helle, fast weiße Fassade wiederzugeben und die Häuser denkmalgerecht zu erhalten und trotzdem Wohnraum, ein Hotel und kulturelle Nutzungen dort unterzubringen, überzeugte die Jury im Ausschreibungsverfahren der Finanzbehörde und belegte Platz eins. Im Kontext heutiger Stadtplanung und wirtschaftlicher Interessen hat sich aber eine andere Idee durchgesetzt. Auch hier geht es um die Strukturierung der Gesellschaft und darum, welche Geschichte sich durchsetzen soll. Gerade im Urbanismus spiegeln sich die Interessen und Entscheidungen einer Zeit, die dann wiederum Geschichte machen. Die Edition wird somit auch zu einem Sinnbild, dafür, wie über Jahre über den städtischen Lebensraum gestritten wird und der Frage, unter welchen Kriterien sich dieser Lebensraum angeeignet wird.

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